Marketing mit HNWI & UHNWI ???
Es gibt, sorry, es gab einmal Banquiers. Unter solchen versteht/verstand man echte, gediegene und fein gebildete Gentlemen, vorzugweise aus Genf, dann kommt noch etwas feine französische Lebensart dazu – Châteaubriand statt Zürcher Geschnetzeltzes ohne Nierli [1].

Banker hingegen sind oberflächliche Betriebswirte, die in der Mensa der HSG die Weisheit mit dem Löffel gefressen haben. Die kümmern sich nicht wirklich um das ihnen anvertraute Vermögen netter, meist älterer Kunden, sondern die machen, ausser Profitmaximierung, also dem Tanz um das (eigene) Goldene Kalb, vor allem «Marketing». So nennt man das, um zu verbergen, dass da nichts dahintersteckt, ausser, wie jeder normale Mensch es ganz instinktiv tut, Kunden, Freunde und Freunde als Kunden zu gewinnen, und Kunden zu Freunden werden zu lassen.
So verwirren sie ihre staunenden Bewunderer – also vor allem die Pfeifinnen und Pfeifen aus dem «HR», früher Personalbüro, beim Einstellungsgespräch. HR ist hohe Wissenschaft, da werden humans geresearched, das ist demnach eine Forschungsabteilung, so ein Art Labor, und die findings dieser research sind regelmässig eingebildete Egomanen ohne kulturellen Hintergrund, aber mit geleastem Maserati, die sich leidlich gut als Disk-Jockey in Rimini eignen, aber nicht zum Umgang mit gediegenen älteren Privatkunden, lebenserfahrenen Akademikern oder erfolgreichen Unternehmern, die jahrzehntelang hunderte Mitarbeiter geführt haben, etwas von Politik und Geschichte verstehen und partout keine überteuerten Anlagefonds kaufen wollen.
Solche feinen Leute konfrontiert man dann mit Typen, die an einer «Hochschule» «Marketing studiert» haben, also mit einer Art von pseudoakademischen Staubsaugerverkäufern.
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[1] Fussnote für Usländer: «richtiges» Zürischnätzlets enthält auch Kalbsniere, wobei letztere von Papa B. stets «Seichfilter» genannt und nur alle paar Jahre mal argwöhnisch-widerwillig probiert wurden
Wie kompensiert man einen Minderwertigkeitskomplex, besonders dann, wenn die Minderwertigkeit nicht nur von dem Komplexhaufen subjektiv selber so empfunden, sondern bei objektiver Betrachtung echt Tatsache ist? Richtig, indem man aus seinem Handwerk eine Kunst, sich selber zum Künstler macht. Etwa indem man, wie gesagt, sein unauffällig-normales Tun als «Marketing» bezeichnet, sich selbst als CMO (Chief Marketing Officer). Und dann Eindruck schindet durch Herumschwabulieren mit kryptischen Abkürzungen für alles und jedes. Manchmal kennen diese bunten Schwafler nicht einmal mehr den ursprünglichen Sinn der Abkürzung selbst.
Jedermann schätzt es doch, kategorisiert, also in irgendein Kästchen eingeteilt zu werden, ein Noch-Nicht-Kunde ist ein «prospect», ein infolge schlechter «performance» weggehender Kunde ein «asshole» – wobei letzterer Ausdruck zwar ständig verwendet wird, wenn auch meist nur mündlich, und in den Lehrbüchern nicht auftaucht…
So kommt es, dass jeder, der ein hypothekenfreies Schrebergartenhäuschen, ein ungeleastes Auto, ein Postcheckkonto und ein wenig was in der Pensionskasse hat, von diesen vergifteten Marketingtypen neumodisch als HNWI «identified» wird. Das bedeutet High Net Worth Individual, und um zu diesem erlauchten Kreis zu zählen, benötigt man nicht mehr als ein schäbiges Nettovermögen von einer Million US-Dollar (oder mehr) in liquiden Mitteln, Immobilien, Investitionen und anderen Vermögenswerten, abzüglich Verbindlichkeiten. Lächerlich, diese tolle Abkürzung für so wenig Geld. Lieber umgekehrt, noch blödere Abkürzung, dafür viel Geld!
Wer über 50 ist, keine studierenden Kinder hat und dennoch kein HNWI ist, der erweckt bei anständigen Mitmenschen das Gefühl, man müsse ihm, dem Unglücklichen, sein Feierabendbier bezahlen, aus tiefem, aufrichtig empfundenem Mitleid.
Selbst bei halbwegs erfolgreichen Geschiedenen ist mindestens ein Milljönchen vorhanden, nur eben nicht mehr bei ihm, sondern bei der Frau. Der Ex-Frau, um genau zu sein.
Wir wissen alle: Geld allein macht nicht glücklich, besonders, wenn es so wenig ist. Andererseits gilt als Trost für alle, die im Sparen keinen Selbstzweck sehen und stattdessen das Leben genossen haben, die kluge Erkenntnis: Armut ist keine Schande!
Aber keine Abkürzung ist lang genug, als dass sie nicht noch verlängert werden könnte, es gibt da nämlich auch noch die UHNWI, also solche, die ein etwas grösseres Häuschen und einen Zweitwagen besitzen, die haben dann 30 Millionen US-Dollar oder mehr.
[… ab hier beginnt dann der eigentliche Text, über B.’s Umgang mit Milliardären, die, soviel sei verraten, oft angenehmer sind als die Millionäre]
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