betreffend die Änderung der Rechtschreibverordnung
im Hause B. im Sinne einer korrekten, nämlich unhöflichen,
Kleinschreibung der Unhöflichkeitsform,
vom 1. Januar 2018
Einst (2002) gab sich B. bezüglich der neuen Rechtschreibung unbeugsam.
Namentlich dass man z.B. selbst seine Angebetete kleingeschrieben duzt, jeden dahergelaufenen Unbekannten hingegen gross Siezt, wollte ihm nicht einleuchten: das verstiess (und verstösst noch immer) gegen den elementaren Anstand gegenüber den Du-Menschen, die damit abgewertet werden.
Also verkündete er im Dezember 2002 feierlich wie folgt:
Wer in dem Irrglauben, die deutsche Rechtschreibreform sei mit Höflichkeit, Anstand und Sitte vereinbar, sich erlaubt, B. mit kleingeschriebenem Du anzuschreiben, wird wegen crimen laese majestatis mit dem Entzug der vertraulichen Anrede bestraft und per sofort gesiezt.
Auch sonst war er u.a. tierschützerisch unterwegs, wegen der orthographisch ausgerotteten Gemsen:
Nach wie vor gibt es die Gemsen (von Einz. Gemse, in Bayern fälschlich Gams genannt). B. verwahrt sich gegen die Verunglimpfung dieser unschuldigen Viecher als Gämsen. Pfui Teufel. Die Umstellung ist ihm zu aufwändig, und wer sich nach dieser Reform richtet, ist gemäss neumodisch-komischer Logik ein Wändehals. Wie man es auch dreht und wändet, B. lässt sich nicht von solchen Pfuschern seine eigenen Worte im Hals umdrähen (von Draht) und gäht (von Gang) zu irregeleiteten Gärmanisten dermassen auf Distanz, dass er sich nicht mal jene Wohltaten von einem ebensolchen bieten liesse, wie sie sich der vielzitierte Götz von B. immerhin (wenngleich vergäblich) von Hauptleuten antun lassen wollte.
Inzwischen ist B. altersmild geworden.
In der Sache hat er seine Denkweise nicht geändert – aber leider sehen es die andern fast ausnahmslos nicht so wie er, und in Rechtschreibung und Grammatik gilt:
Ein Fehler, den alle machen, wird zur allgemein gültigen Regel.
Als Jurist kann er sich damit kaum abfinden: wenn alle morden und stehlen, wir dann Morden und Stehlen zur Pflicht?
Hiermit tut er kund und zu wissen, dass er sich ab 1. Januar 2018 der Mehrheit beugt, aus Du wird du, auch wenn die Masse Unrecht bzw. eine seltsame Auffassung vom Umgang mit vertrauten Dritten hat.
Hauptgrund ist vor allem, dass alle Rechschreibprüfungsprogramme ständig gegen B. opponieren. Das hat ihn zermürbt. Der Klügere gibt nach.
Immerhin ist er noch kein unbescheidener Engländer, der sich selbst (I) gross und den anderen (you) klein schreibt.
Hingegen bleibt B. stur bei der Abschaffung des scharfen S (ß), was zudem der Schweizer Landessitte entspricht. Auch macht er nach der Briefanrede kein Komma und beginnt den ersten Absatz ganz normal mit einem Grossbuchstaben (also nicht: Sehr geehrte Damen und Herren, gerne…). Länder kürzt er in Adressen zukunftsweisend mit dem ISO-Code ab (also z.B. DE statt D), nicht nach KFZ-Kennzeichen.
Der Eigensinn ist ihm also geblieben, nur den Anstand hat er aufgegeben.
Denk ich an Deutschland |
Nix da, alter Freund, es bleibt im Deutschen beim scharfen s. Hier ist die neue vereinfachte Regel ausnahmsweise gelungen: ss nach kurzem Vokal und ß nach langem Vokal, egal, was folgt. Ich will Busse und Buße auf den ersten Blick unterscheiden können!
Und ich werde Dich immer mit großem D betiteln, solange wir nicht auf Twitter- oder WhatsApp-Niveau kommunizieren.
Wieder einmal hast Du mich dazu gebracht, über etwas nachzudenken. Dafür bin ich Dir dankbar, besonders für das I und you.
Wir wissen natürlich beide, dass es eigentlich wurscht ist, ob ich Dich mit D oder mit d schreibe, vergnüglich ist die Auseinandersetzung damit allemal.
Ach ja, das mit dem scharfen s haben die bei der Reform sehr gut hingekriegt. Anderes nicht so.
Spritzig-witzig wie eh und je, Du mein lieber Freund – ich bleibe beim Althergebrachten
Da bin ich ganz bei Dir (und nicht: dir); aber in gewisser Hinsicht – obwohl älter als Du (von wegen Altersmilde!) – trotzdem radikaler. Ich bleibe beim Du, und falls es einmal du heissen sollte, wäre mir dies in der Hitze des Gefechtes oder irrtümlicherweise herausgerutscht.
Mit der Sprache ist es so eine Sache. Man müsste zum Beispiel auch unsere deutschen Nachbarn mal aufklären, dass es “die Zürcher” und nicht “die Züricher” heisst. Argument? Schliesslich nennt man “die Urner” auch nicht “die Uriner”.
Abschliessend bleibt anzumerken: Ivo, Du bist und bleibst erfrischend wie immer, danke.
Grossartig. Du hast wieder mal meine ohnehin gut ausgeprägten Lachmuskeln weiter strapaziert.
Was sagte Alt-Bundespräsident Roman Herzog zur neuen Deutschen Rechtschschreibung:
“So notwendig wie ein Kropf am Hals”…
…danke für Dein Mail und den Anhang, was ich immer gerne lese. Mit dem Du, Sie, Ihr usw. tu ich mir auch immer noch schwer und ganz unvermutet schreibe ich es groß. Mit dem scharfen ß habe ich laufend meine Probleme und muss mich auch der Rechtschreibprüfung beugen.
Ganz treffend Dein Anhang von Heinrich Heine!!!
Da bin ich aber froh und glücklich, dass du mich grammatikalisch auf dem neusten Stand gebracht hast. Wie wäre ich den vor der Umwelt dagestanden, mit abgesägten Hosen!
Du musst tapfer, hartnäckig und nach wie vor “anständig” bleiben, sonst bist Du nicht mehr Du. Altersmild ist lediglich ein Euphemismums für altersmüde. Also nicht aufgeben! Du bist und bleibst immer noch der geistreiche eigensinnige alte Kämpfer, den wir alle schätzen. Denk an Dich!